Infolge der Wiedervereinigung im Jahr 1990 und der veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gingen in der agrar-industriell geprägten Prignitz tausende Arbeitsplätze, vorwiegend in unrentabel gewordenen Großbetrieben,verloren. Die fehlende Nähe zu wirtschaftlichen oder kulturellen Zentren zwingt vor allem junge Menschen auf der Suche nach Ausbildung und Beschäftigung, das Flächenland zu verlassen.
Die Prignitz erlebt derzeit einen der stärksten Bevölkerungsrückgänge im gesamten Bundesgebiet. Schätzungen gehen davon aus, dass die Einwohnerzahl des Landkreises im Jahr 2030 etwa 63 000 betragen wird – und das auf einer Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie das Bundesland Berlin. Nicht selten fiel in diesem Zusammenhang der Begriff Entvölkerung.
Die Notwendigkeit von Veränderungen steht außer Frage. Durch den Aus- und Neubau von Verkehrsinfrastruktur hofft man, den Anschluss an Wirtschaftsräume zu schaffen und eigene Wirtschaftskerne zu fördern.
Auf der Habenseite steht zweifellos der Gewinn an Komfort und Geschwindigkeit, der aber auf Kosten natürlicher landschaftlicher Reize erreicht wird. Der Fortschritt verändert den Charakter dieser Kulturlandschaft nachhaltig. Teile der für das ländliche Brandenburg so charakteristischen Alleen verschwinden, Wildwechsel werden durchschnitten, Flächen immer stärker zergliedert – mit drastischen Folgen für die Tierwelt. Wunden, die man der Landschaft dabei zufügt, werden äußerlich verheilen. An die neuen Wege wird man sich gewöhnen, als wäre es nie anders gewesen. Was heute einen Fremdkörper darstellt, wird bald zu einem Teil der Landschaft.
Es wird buchstäblich Gras über die Sache wachsen.
Mein Anliegen ist es, den Prozess ein Stück weit zu begleiten und mit meinen Fotografien erlebbar zu machen, das flüchtige Zwischenstadium mit seinen Provisorien festzuhalten.